Der Aufstieg der Menschheit von Charles Eisenstein
Über die große Krise unserer Zivilisation und die Geburt eines neuen Zeitalters
Zyklizität. Fülle. Verbundenheit. Das Geldsystem und die Ökonomie, die diese Qualitäten des Wassers verkörpern, werden auch eine neue Technologie entstehen lassen, die keine Ursache von Getrenntheit mehr sein wird. Weil wir Technik so lange mit den Qualitäten des Feuers assoziiert haben – auftrennen, aufreinigen, verbrauchen – werden wir wahrscheinlich zögern, manche der neuen Technologien als solche zu bezeichnen. Andere würden uns heute gewöhnlich oder sogar archaisch erscheinen. Tausende Jahre alte Technologien werden neu belebt und mit unerwarteten neuen Erfindungen vermischt werden, die wie Zauberei aussehen. Ein gemeinsamer Nenner wird diese Mischung der einfachen Technologien und der Hochhtechnologien vereinen: alle werden aus der von mir beschriebenen Ökonomie, Wissenschaft und Mentalität der Wiedervereinigung entstehen und zu dieser beitragen.
Wer weiß, welche Höhen grünes Design und Öko-Landwirtschaft mit voller Rückendeckung durch eine andere Währung und ein anderes Verständnis der Rolle des Menschen erreichen könnten? Was wird geschehen, wenn die Billionen von Dollar und Millionen wissenschaftlicher Karrieren, die gegenwärtig der Bewaffnung gewidmet werden, sich anderen Zwecken zuwenden? Wer weiß, wieviele Industrieprodukte und Prozesse durch ökologische Alternativen ersetzt werden, wenn es einen starken Anreiz dafür gibt? Wer weiß, was die Hochzeit von Tradition und Technologie für Fahrräder, Gartenarbeit, Segelschiffe, Werkzeuge, essbare Landschaften, Faserherstellung und Landwirtschaft bringen wird?
Bereits heute treten dann und wann Aspekte der restaurativen Ökonomie auf. Wind ist die am schnellsten wachsende Quelle für Elektrizität. Hier und da entstehen Gebäude, die unter dem Strich Energie exportieren. BMW baut Autos, die man auseinandernehmen und deren Teile man dann wiederverwerten kann. Matsushita stellt Waschmaschinen her, die man mit einem Schraubenzieher komplett zerlegen kann.29 Der Trend wird besonders in der Landwirtschaft deutlich, von Wes Jacksons Permakultur bis zum Abschied tausender Öko- und Kleinbauern vom fabrikmäßigen Produktionsmodell. Die meisten Technologien der restaurativen Ökonomie gibt es bereits und existieren in einigen Fällen seit Jahrzehnten. Was fehlt, ist der kulturelle und wirtschaftliche Zusammenhang: die strukturellen Anreize zur Belohnung nachhaltiger Technologien und die spirituelle Revolution, die unsere dualistische Entfremdung von der Natur beenden wird.
Gleichzeitig mit der Wiederbelebung vieler „niederer“ Technologien wird sich die Entwicklung bestimmter Trends in der Hochtechnologie fortsetzen. Zum Beispiel wird die Daten-Speicherung, -Distribution und -Bearbeitung immer weniger physisches Trägermaterial benötigen. Sie wird auch immer weniger Energie verbrauchen. Sogar die Nanotechnologie, deren aufgeblasene Versprechen ich in Kapitel I verspottet habe, wird neue Wunder ermöglichen. Wir werden Nanotechnologie jedoch nicht als neue Ebene der Herrschaft über die Natur auffassen, sondern als neue Arena intimer, schöpferischer Partnerschaft, die von Schönheit motiviert wird statt von Profit. (Oder eigentlich von beidem motiviert, da sie nicht länger Gegensätze sind.) Nochmal: Ich spreche nicht von Verzicht auf die Gaben unserer Hände und unseres Geistes. Nur die Motivation und damit die Richtung und Anwendung von Technik wird sich ändern. Wir können weiterhin „Zauberei und Wunder“ von der uns bekannten Technik erwarten.
Einige Science-Fiction-Szenarios künftiger Kommunikationstechnologien ähneln bemerkenswert dem von mir beschriebenen Wandel der menschlichen Selbstwahrnehmung. Wir können Mobiltelefone und Sofortnachrichten bereits als Form von Telepathie betrachten. Diese Technologien erlauben schließlich den Gedankenaustausch mit anderen über Distanz. Die Entkörperung von Kommunikationsmedien könnte die Verständigung sogar noch direkter ermöglichen, bis hin zu einem Punkt, an dem wir tatsächlich gegenseitigen Zugriff auf große Teile des Geistes haben. Gehen wir eines dieser Szenarien durch und ignorieren vorläufig ihre wahrlich Orwellschen Implikationen. Stell dir vor, dass wir, statt Tastatur und Maus zu benutzen, eingepflanzte Dateneingabegeräte hätten, die direkt mit Neuronen vernetzt wären, so dass wir gedankenschnell tippen (oder zeigen und klicken) könnten. (Rohe Prototypen solcher Geräte gibt es bereits.30) Wir könnten auch jeden Gedanken, an den wir uns erinnern oder den wir anderen zugänglich machen möchten, in ein Computerarchiv hochladen. Gleichzeitig könnten wir mit Implantaten, die automatisch akustische und optische Neuronen stimulieren, Nachrichten empfangen. Worte, Stimmen und Bilder aus externen Quellen würden in unseren Gehirnen aufblitzen. Was ist überhaupt extern? Wären diese Datenbanken mit gemeinsamem Zugriff nicht Erweiterungen unserer Gehirne, unseres Selbst – Erweiterungen, die man mit anderen teilt, ein gemeinsamer Geist? Wie würden sich die Grenzen des Selbst verändern, wenn unsere privaten Gedanken nicht mehr privat wären und die Stimmen und Bilder in unseren Köpfen von woanders kämen?
Wenn sich die linearen Sicherheits- und Kontroll-Technologien auf den ihnen angemessenen Bereich zurückziehen, wird der Weg frei für andere Arten der Technologie. Wie würde eine Technologie aussehen, die nicht in der Seinslehre des eigenständigen, getrennten Selbst verwurzelt wäre? Sie würde, wie Wassertechnologie, Verbindungen herstellen, die unsere gegenwärtige Illusion von Getrenntheit heute für uns unsichtbar macht. Diese Verbindungen werden nicht nur durch Wasser, sondern auch durch elektromagnetische Felder, DNS und gegenwärtig von der Wissenschaft noch nicht wahrgenommene und erforschte Schwingungsmedien vermittelt; obwohl sie im Prinzip durch die Wissenschaft des 20. Jahrhunderts ihre Schatten vorauswerfen: mit der Beobachterabhängigkeit in der Quantenmechanik, mit der spontanen Organisation nicht-linearer Systeme und mit der Zusammenarbeit und gegenseitigen Stützung allen Lebens auf Erden.
Diese Art Technologie strebt das menschliche Wachstum nicht über die Beherrschung einer äußeren Umwelt an, sondern durch die Erforschung und Vergegenwärtigung der wahren Größe dessen, was wir eigentlich sind. Die nächste Stufe menschlicher Entwicklung wird erklommen, weil wir aufhören, uns dagegen zu stemmen und es einfach zulassen, und nicht durch die Konstruktion einer neuen und verbesserten Form der Wirklichkeit. Das ist eine andere Motivation und Auffassung von, aber nicht das Ende der Wissenschaft. Die Vorzüge der Wissenschaft werden bestehen bleiben: die Demut der Wissenschaftlichen Methode, die Neugier und das Staunen, die ihr zugrundeliegen, und die Ehrfurcht und das Geheimnisvolle, die sie zu etwas Heiligem machen. Das Ziel wird jedoch ein anderes sein. Im Gegensatz zur in Kapitel I beschriebenen Aufstiegsideologie, welche Faktenkontrolle durch Faktenwissen herzustellen versucht, wird die künftige Wissenschaft zu wissen wünschen, was sein sollte. Das wird Wissen über uns selbst und unseren rechten Platz in der Natur erfordern. Im Hinblick darauf wird sie sich der in Kapitel VI beschriebenen, neuen biologischen Paradigmen bedienen, unter denen der Sinn der Umwelt hilft, Entwicklung und Verhalten des Einzelnen zu bestimmen. Sie wird sich auch primitiver Ritualwissenschaften und schamanischer Technologien bedienen, die immer schon versucht haben, eine Verbindung zur natürlichen Ordnung herzustellen statt sie zu beherrschen.
Denn die natürliche Ordnung ist weit größer als wir uns das vorstellen. Ich schlage keinen Rückzug auf blanke Existenz vor, wo wir uns mit dem Duft der Blumen und dem Gesang der Vögel begnügen. Halt, lass mich das zurücknehmen: Im Duft der Blumen und dem Gesang der Vögel steckt viel mehr, als wir ahnen! Was wir „Natur“ nennen ist ein wichtiger Schlüssel zur Entfaltung menschlicher Fähigkeiten, die sich heute nur wenige Menschen vorstellen können.
Der Geruch von Blumen... wusstest du, dass es eine ausgeklügelte, fein abgestufte Technologie gibt, welche die „Vibrations“ -Essenz von Blumen als Agens für psychospirituelle Heilung und persönliche Entwicklung benutzt? Sie wurde als New Age-Quatsch abgetan, aber Blütenessenz-Therapie, Aromatherapie und verwandte Heilmittel haben zehntausende Anhänger in Nordamerika und England, deren Haupttexte eine gefühlsmäßige Abstufung und innere Stichhaltigkeit aufweisen, die leichtfertiger Zurückweisung trotzen. Sie sind Teil des Wiederauflebens der Kräutermedizin, welche sich um die Verbundenheit zwischen Mensch und Pflanzenwelt bemüht und die weit über biochemische Beziehungen hinausgeht. Ich empfehle besonders die Bücher von Matthew Wood, Stephen Buhner und Eliot Cowan, da sie Kräuterkenntnis in einem größeren, nicht-reduktionistischen Paradigma ansiedeln. Wo herkömmliche Wissenschaft die Wirkung von Kräutern überhaupt anerkennt, erklärt sie diese auf reduktionistische Weise mit direkten linearen Effekten dieser oder jener „aktiven Inhaltsstoffe“. Doch wie Wood, Buhner und Cowan überzeugend nachweisen, wirken Pflanzen auch durch Mechanismen, die wir, da man es nicht besser versteht, nur „energetisch“, „schwingungstechnisch“ oder „magisch“ nennen können. Und dieses „mangelnde Verstehen“ ist das Kennzeichen einer Wissenschaft in ihren Kinderschuhen; es deutet auf eine künftige Wissenschaft der Magie, Energie oder Schwingung hin, die sich zu den gegenwärtigen Bemühungen wie ein Supercomputer zu einem Abakus verhält.
Eine weitere Technologie der Wiedervereinigung, die erstaunliche Resultate durch Harmonie mit der Natur statt Dominanz erzielt, ist biodynamische Landwirtschaft. Sie wird von manchen für ihre scheinbar mystischen Elemente verhöhnt, ist aber eine weitere neue Technik, die sogar ihre begeistertsten Verfechter gerade erst beginnen zu verstehen. Zusammen mit geläufigeren Techniken wie Permakultur und geheimnisvolleren Techniken wie dem von Machaelle Small Wright entwickelten intuitiven Anbau verspricht sie einen „Garten Erde“. Ich hätte sie eine „überzeugende Partnerschaft zwischen Mensch und Natur“ genannt, aber ihr wahres Potential ist größer. Sie ist die Aufhebung der Teilung zwischen Mensch und Natur, zwischen dem Gezähmten und dem Wilden. Wir können uns eine Landwirtschaft vorstellen, die alle Merkmale einer Ökologie verkörpert, statt diesen entgegenzuwirken.
Neben Wasser sind auch biologische Substanzen wie DNS, Enzyme und Pheromone gleichfalls Mittel gegenseitiger Unterstützung. Sie spielen bei der Informationsvermittlung von einem Teil Gaias zu einem anderen, von einem Teil des Ökosystems zu einem anderen, zusammen, so dass jeder Teil seine Funktion im größeren Ganzen erfüllen kann. Wenn wir Menschen das selbe täten, stünde zu vermuten, dass Zukunftstechnik die Fähigkeiten jedes dieser Mittel vollständig erfüllen könnte. Ich rede hier nicht von „Genmanipulation“, die versucht, DNS auf engstirnige menschliche Ziele zurechtzustutzen – das Programm der Kontrolle auf Molekularebene. Ich beziehe mich auf die unangetasteten, sogar unerwarteten genetischen Potentiale, die bereits in uns und unseren Symbionten (alles Leben, einschließlich Viren) vorhanden sind. Über unsere „Junk-DNS“ verteilt schlummern Programme für Fähigkeiten, die sich heute nur wenige vorstellen können, und sie warten nur auf das Umlegen des passenden „Schalters“ – Stimulationen aus dem körperlichen oder externen Umfeld – damit sie aktiv werden.
Die Biosphäre ist eine Fundgrube genetischer Reichtümer, die wir kaum angefangen haben zu erkunden. Sie enthält Mittel zur Erfüllung von Bestimmungen, von denen wir noch nicht einmal träumen. Paul Stamets hat seine Pilze zur Müllentgiftung nicht genetisch verändert – diese Fähigkeiten waren bereits vorhanden. Er ist lediglich ein Student und ein Verwalter der wunderbaren Natur. Seine Arbeit und die jahrtausendelange Arbeit von Gärtnern legt ein anderes Technikkonzept nahe: die Gaben der Erde zu empfangen und sie weiterzugeben. Das ist die Anwendung des „Geistes des Geschenks“ auf Wissenschaft und Technologie. Dabei geht es jedoch nicht um passives Empfangen. Behutsame Beobachtung, Einsicht und geduldige Arbeit sind nötig, damit diese Gaben entdeckt werden können. Der Unterschied liegt im Vertrauen auf die grundlegende Fürsorglichkeit der Natur, die kontrollbasierte Technologien wie Genmanipulation unnötig macht.31
Ich brauche nur „DNS-Aktivierung“ in meine Suchmaschine einzugeben und erhalte 120.000 Einträge32, eine veritable Heimindustrie völlig außerhalb der Grenzen etablierter Wissenschaft. Vieles davon bewegt sich im sehr subjektiven Bereich der Intuition, Angelic Channeling und so weiter, und ist manchmal in fadenscheinigem pseudowissenschaftlichem Jargon gehalten. Ich fände es richtiger, wenn man nicht vorgäbe, es sei eine Wissenschaft. Ich war besonders enttäuscht, als ich mir Gregg Bradens „God Code“ ansah und einen ausgemachten mathematischen Missbrauch nach dem anderen in seiner Behauptung entdeckte, dass unsere DNS alttestamentarische Texte verschlüssele. „Enttäuscht“ war in diesem Fall nicht geringschätzig gemeint, denn auf poetischer und mythischer Ebene spricht Braden einige wichtige Wahrheiten an: die angeborene Heiligkeit und das grenzenlose Potential des Lebens. Unterhalb des New Age-Schrotts hier und in verwandten Bereichen wie Biophotonik und Bioenergie gibt es gültige Erkenntnisse und in manchen Fällen fundierte wissenschaftliche Forschung.33
Wegbereiter verstehen immer irgendetwas falsch. Behalte im Hinterkopf, dass diese Technologien noch in den Kinderschuhen stecken. Nicht nur DNS, sondern unsere gesamte Biologie enthält unberührte Potentiale, die auf Heilung, Schaffenskraft und umfangreichere Teilhabe an unserer kosmischen Bestimmung angewandt werden können.
Ein weiterer Aspekt unserer gegenseitigen Verbundenheit miteinander, dem Planeten und allem Leben ist der Elektromagnetismus. Einst als unbedeutendes Randphänomen, als Maschinenlärm erachtet werden die elektromagnetischen Felder, die unsere Herzen, Hirne, Organe und in der Tat alle lebenden Zellen erzeugen, nun von einigen visionären Wissenschaftlern als Informationsträger erkannt, auf die alles Leben anspricht. Schon jetzt untersuchen medizinische Pioniere, wie dies Prinzip auf Heilung angewendet werden kann, und sie vertreiben Gerätschaften, von denen die meisten allerdings nur durch anekdotische Belege gestützt sind. Angesichts dieses unerforschten Bereichs elektromagnetischer Kommunikation, die alle lebenden Zellen miteinander verwebt, wäre die kontrollbasierte Standardantwort wohl: „Wie können wir aus diesem Wissen Vorteile ziehen, um stärkere, genauere Kontrolle über die Wirklichkeit auszuüben?“ Im Zeitalter der Wiedervereinigung wird die Antwort darin bestehen, besser auf den Ozean des Daseins eingestellt zu sein, in den wir eingebettet sind. Aus dieser Einstellung wird Erkenntnis resultieren, die wir „intuitiv“ nennen und die unserer gegenwärtigen Denkweise übernatürlich erscheinen würde. Dieser Erkenntnis entsprechend werden sich ungeahnte Kommunikationswege miteinander, den Pflanzen, Tieren, Krankheitserregern und sogar unseren eigenen Organen, Geweben und Zellen auftun. Es tauchen bereits erste Technologien auf, die diese Kommunikation verstärken oder läutern; darunter die Feldenkrais-Methode, EFT, Spinal Network Analysis, angewandte Kynesiologie und zahlreiche andere „Energie“-Modalitäten.
Während die wissenschaftliche Orthodoxie die von mir gezogenen Schlüsse generell ablehnt, sind sie doch in dem Sinne plausibel, als sie sich auf uns bekannte physikalische Kräfte beziehen. Ein verantwortungsbewusster Wissenschaftler würde sagen: „Nun, es könnte stimmen, aber ich zweifle daran.“ Unverantwortliche Spekulation, aber immerhin möglich. Unglücklicherweise können nicht für alle Phänomene, die in der alternativen Medizin, Psi, Qigong und vielen anderen Bereichen beobachtet werden können, „bekannte physikalische Kräfte“ verantwortlich gemacht werden. Zum Beispiel gehorchen Effekte, die mit elektromagnetischen Schwingungen erklärt werden könnten, oft nicht dem Abstandsgesetz. Andere verletzen scheinbar die Kausalität, weil sie in der Zeit rückwärtsgewendete Effekte haben. Ich schlage vor, dass die oben beschriebenen Mechanismen der Wasserstruktur, Elektromagnetismus, DNS usw. nur einige Manifestationen eines Grundprinzips der Vernetzung oder Holismus sind, welches das Ordnungsprinzip künftiger Technologie sein wird.
Der Niedergang cartesischer Objektivität, der mit der immanenten Untrennbarkeit von Beobachter und Beobachtetem einher geht, deutet die Möglichkeit der Realitätsbeeinflussung durch zielgerichteten Glauben und Vorsatz an. Experimente am Princeton Engineering Anomalies Research Lab (PEAR) haben in Millionen von Versuchen einen statistisch signifikanten Beobachtereffekt bei scheinbar zufälligen Quantenereignissen nachgewiesen. Andere Experimente, bei denen Helmut Schmidt Pionierarbeit geleistet hat, scheinen zu zeigen, dass dieser Effekt sich in der Zeit rückwärts auswirken und zuvor gesammelte Daten beeinflussen kann. Das HeartMath Institut hat Experimente durchgeführt, die eine messbare Gefühlsreaktion auf verstörende Fotos zeigen, welche man zufällig unter eine Reihe banaler Bilder gemischt hatte – mehrere Sekunden, bevor das Foto tatsächlich gesehen wird. Cleve Backster hat Jahrzehnte mit der Erforschung von Pflanzen verbracht, die eine galvanische Reaktion nicht nur auf die Beschädigung nahebei stehender Pflanzen zeigten, sondern sogar auf Schädigungsabsicht. Dann gibt es da natürlich noch die zahlreichen Studien zu den Auswirkungen des Betens auf die Heilung, einschließlich Doppel-Blindstudien, die in hoch angesehenen Medizinzeitschriften veröffentlicht worden sind. Das ist bloß die Spitze des Eisbergs bei der Erforschung „anormaler“ Erscheinungen, die ich hier nur erwähne, um Möglichkeiten zu demonstrieren, nicht um dich davon zu überzeugen, dass sie real wären. Das überlasse ich anderen! Um ehrlich zu sein: Ich glaube, sie sind real – mit einem Vorbehalt jedoch. Was heißt „real“? Es ist sehr schwierig, Realität ohne objektive Wirklichkeit „da draußen“, ohne die Newtonsche Weltmaschine, zu beschreiben. In der Tat sind alle Phänomene, die ich in diesem Kapitel angesprochen habe, und viele weitere im Labor notorisch schwer zu fassen. Je strenger die Kontrolle, desto schlechter ist das Phänomen zu sehen, was zu der Schlussfolgerung verleitet, dass es lediglich ein Artefakt schlampiger Ausführung sei. Die dramatischsten Auswirkungen sind anekdotenhaft und unmöglich zu verifizieren; experimentelle Ergebnisse sind oft nicht reproduzierbar; die herkömmliche Weisheit tausender Praktiker schmilzt in den strengsten Doppel-Blindstudien zum Plazebo-Effekt. Diese Undefinierbarkeit ist eine zentrale Eigenschaft der Phänomene und der Schlüssel zu ihrem Verständnis. Für den Augenblick denk nur darüber nach, was „real“ in einer Welt bedeuten könnte, die nicht objetiv ist, in der etwas für mich geschehen kann, aber nicht für dich, und wo es kein absolutes, allgemeingültiges cartesisches Koordinatensystem gibt, das eine Bühne für die Wirklichkeit bietet.
Das meine ich ernst. Leg das Buch für ein paar Minuten beiseite und überlege, was „real“ ohne einen objektiven Hintergrund bedeuten könnte. Ich denke darüber seit jetzt zehn Jahren fast täglich nach, aber die Vorstellung macht mich noch immer schwindelig.
Seltsamerweise werden andere kontroverse Wissenschaftsbereiche wie die kalte Fusion von einer ähnlichen Undefinierbarkeit geplagt. In diesem Fall verkündeten Fleischmann und Pons, die hieran ursprünglich geforscht hatten, ein dramatisches Ergebnis, das andere Wissenschaftler nicht nachvollziehen konnten. Oder doch? Viele erhielten tatsächlich Ergebnisse, andere nicht. Haben aber letztere das Originalprotokoll genau befolgt? Einige der Laboratorien, denen es nicht gelungen ist, die Ergebnisse von Pons und Fleischmann zu wiederholen, hatten ein begründetes Interesse diese zurückzuweisen. Viele waren Teil des Establishments in der „Heißfusion“-Forschung. Besonders ungeheuerlich war die definitive Zurückweisung kalter Fusion durch das MIT, nachdem deren Versuch, das Experiment zu wiederholen, nicht die Neutronenmenge produzierte, welche die herkömmliche Theorie vorhersagt. Es konnte nicht funktionieren, schlossen sie. Erst später wurde bekannt, dass das MIT-Experiment tatsächlich anomale Hitze erzeugt hat. Die Kontroverse gärt noch immer, wobei es allgemeiner Konsens ist, dass das Phänomen ein Fehler oder Zufall ist. Meistens steht unterm Strich das alte Vorschiebeargument: „Es ist nicht wahr, weil es nicht wahr sein kann. Es gibt keinen bekannten Mechanismus, der es erklärt.“ Es gibt jedoch eine dritte Möglichkeit. Vielleicht funktioniert kalte Funktion nur in einer Atmosphäre geeigneter Überzeugung, und dauerhaft, allgemein nur, wenn diese Überzeugung von der gesamten Gesellschaft getragen wird. Vielleicht müssen wir die kalte Fusion gleichfalls sowohl als Geistes- wie als Materie-Technologie verstehen.
Technotopen träumen inniglich von einer neuen, sauberen, billigen, unbegrenzten Energiequelle. Dann wären alle unsere Probleme gelöst! Vielleicht können wir aber diese Quellen erst anzapfen, wenn wir von den Trennungsideologien abgelassen haben, die uns vom Überfluss des Universums abschneiden. Wahrscheinlich schlägt unsere Mentalität des Mangels, des Wollens und der Knappheit notwendigerweise auf unsere Energietechnik durch, so dass wahre Fülle erst erreicht wird, wenn wir aufhören, die Wirklichkeit in den menschlichen Privatbereich von Besitz und Kontrolle einzuschließen. Anders ausgedrückt wird es unbegrenzte Energiequellen geben, wenn wir dafür bereit sind. Selbst wenn einzelne Forscher positive Ergebnisse bei der kalten Fusion (und vielen anderen Formen „unbegrenzter Energie“) erzielen, durchkreuzt eine ideologische Kraft ihre breite Anwendung. Das wird sich nicht ändern, bis unsere grundlegende Weltanschauung, die Geisteshaltung der Knappheit und der Trennung, sich ändert. Ich für meinen Teil bin froh, dass wir noch keine unbegrenzte Energie haben.
Nun, eigentlich haben wir sie doch. Selbst wenn kalte Fusion, Vakuumenergie, Hydrino-Energie und alle anderen unbegrenzten Energietechnologien Phantasieprodukte wären, ist die sich gegenwärtig auftürmende Energieknappheit doch das indirekte Ergebnis unserer Mentalität der Knappheit. Unser Universum schwimmt in grenzenloser Energie. Stell dir vor, dass all das in die Ölkriege der letzten fünfzig Jahre investierte Geld der Entwicklung von Wind-, Solar-, Gezeiten- und Geothermalkraft zugeflossen wäre. Stell dir vor, wir hätten ein Geldsystem, das die Kapitalisierung künftiger Energieeinsparungen ermutigte. Wir haben die Technik für Energiefülle bereits. Die meisten Anwendungen fossiler Energie tragen wenig zum Glück des Menschen bei. Welcher Anteil ist der Rüstungsherstellung und Kriegsführung gewidmet? Minderwertigen Konsumgütern, die schnell auf Deponien landen? Energiefressenden Billigwohnungen, in denen die Menschen isoliert, einsam und unglücklich sind? Der Aufrechterhaltung der vom Auto abhängigen Infrastruktur der Vororte, in der Menschen kein bisschen glücklicher sind, als in kompakten Dörfern für Fahrräder und mit Eisenbahnanschluss?
Die oben erwähnten Umwelttechnologien bedeuten keine Abzüge bei unserer Lebensqualität und brauchen keine magische neue Erfindung abzuwarten. Doch wie bei der eher magisch anmutenden Technik „unbegrenzter Energie“ verhindern unsere Überzeugungen den Reichtum. Unter dem Strich ist es unser tiefer Glaube an das eigenständige Selbst, getrennt von der Natur und einander, der Kriege, das Wirtschaftssystem und Raffgier erzeugt, was große Teile unserer Energiefülle auffrisst. Viele Wege, auf denen die Wirklichkeit durch Überzeugungen beeinflusst wird, sind ziemlich banaler Natur.
Die oben vorgeschlagenen Geistestechnologien haben einen Preis: den Verlust von Gewissheit. Egal wie mächtig sie sind, sie können nicht benutzt werden, um Kontrolle über ein externes Universum auszuüben. Stell dir vor, alles wäre wahr: dass der menschliche Geist tatsächlich Löffel (und vielleicht noch mehr) verbiegen kann, dass Menschen das Schweben lernen können oder an zwei Orten gleichzeitig zu sein, dass Krebstumoren wie Schneebälle am heißen Ofen wegschmelzen können, dass Menschen Gegenstände nach Belieben materialisieren, oder zur Krankheitsdiagnose in den Körper sehen können. Und stell dir vor, dass die verstreuten Geschichten solcher Ereignisse nur auf einen kleinen Teil unseres wahren Potentials hinweisen. Eine Zukunft, in der die Feuertechnologien sich auf den ihnen zustehenden Platz zurückgezogen haben, muss nicht stagnierend oder langweilig sein! Wenn solche Technik jedoch nur mit Absicht und Glauben möglich ist, dann müssen wir auf die Ideologie des rationalen Beobachters verzichten, der abseits steht und Beobachtungen macht, auf die man Überzeugungen gründen kann. Ich habe in Kapitel VI die Idee erwähnt, dass Überzeugungen die Beobachtung bestimmen statt anders herum, wie wir annehmen. Wenn das die Grundlage für eine neue Wissenschaft wird, dann muss auch die aus dieser Wissenschaft entstehende Technologie auf Gewissheit verzichten.
Statt Gewissheit werden wir Selbsterkundung haben, Bewusstsein der Wahl und einen Sinn für die Stärkung schöpferischer Kraft. Wenn uns die illusorische Natur der Trennung von Selbst und nicht-Selbst und die Unrichtigkeit eines unabhängig existierenden Universums „da draußen“ bewusst wird, werden wir das nutzlose Programm aufgeben, das Leben in eine sichere, bequeme Form zu zwingen, die im Widerspruch zur tiefsitzenden Furcht und Unsicherheit steht, welche das Programm in Gang setzten. Je näher wir der Erkenntnis unserer Verbundenheit kommen, desto mehr werden unsere Handlungen diese Verbundenheit verstärken und noch weiter in unseren Erfahrungsbereich bringen. Die Wirklichkeit wird für unsere Überzeugungen formbarer werden und eher eine flüssige, traumhafte Qualität annehmen. Paradoxerweise werden wir durch die Aufgabe der Kontroll-, Gewissheits- und Beweis-Mentalität weit größere Macht über unsere Erfahrung der Wirklichkeit erhalten, so dass wir uns eher unsere Erfahrung aussuchen, statt ohnmächtig gegen das anzukämpfen, was wir unbewusst gewählt haben.
29 Hawken, S. 72.
30 Im Moment sind diese auf medizinische Anwendungen beschränkt. Beispielsweise hat Cyberkinetics Inc. ein Implantat gebaut, das es Gelähmten erlaubt, Prothesen zu bewegen. Außerdem sind Mikrochip-Implantate inzwischen bei einer Reihe von medizinischen und sicherheitstechnischen Anwendungen üblich.
31 Das tiefergehende Problem mit Genmanipulation besteht darin, dass sie lineare Kontrolle über etwas ausüben möchte, das extrem non-linear ist. Aus solcher Stümperei folgen alle Arten unerwarteter Konsequenzen. Wir wissen nicht, was wir tun. Ich denke, wir sind Jahrtausende vom Wissen und der Weisheit entfernt, die für die Anwendung dieser Art Technologien nötig wäre.
32 Orig.: „ DNA activation“, erhielt 2010 bereits 6,8 Millionen Google-Nachweise [Anm.d.Übers.]
33 Siehe z.B. die Arbeit des HeartMath Institute, des International Institute for Biophysics und des Qigong Institute.
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